Katholische Religionslehre/Ethik und Königlich Bayerisches Intelligenzblatt: Unterschied zwischen den Seiten

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Diese Seite behandelt "[[Ethik]]" als Bestandteil des katholischen Religionsunterrichtes. Der griechische Begriff "Ethik", wie ihn beispielsweise {{wpde|Aristoteles}} (384-322) verwendet ist gleichbedeutend mit dem lateinischen  Begriff "mores", wie zum Beispiel bei {{wpde|Cicero}} (108-48) Es geht darum, über Gut und Böse vernünftig zu reden. '''Moral''' wird zur '''Moraltheologie''', wenn außer Argumenten der Vernunft auch die Offenbarungsschriften des Christentums - die hebräische und die griechische Bibel - und die Lehrentscheidungen der Kirche als Quellen der Wahrheitserkenntnis einbezogen werden.
Das '''Königlich Bayerisches Intelligenzblatt''ist eine Veröffentlichung, die als {{wpde|Intelligenzblatt}} offizielle Dokumente wie Gesetze und Erlässe, aber auch Fahndungsaufrufe veröffentlichte.
Sie erschien von ... bis ... wöchentlich in verschiedenen Ausgaben für jeden bayerischen Bezirk.


==  Recherche ==


== Das griechische und das jüdische Erbe ==
Sie kann heute in Archiven, aber auch digital eingesehen werden. Dabei ist zu beachten, dass die Digitalisate Bild-Dateien sind. Deshalb können die Texte nicht einfach nach Vorkommen eines Worts (genauer: einer Zeichenkette) untersucht werden. Auf Bavarikon.de können Begriffe mittels „Bild-Ähnlichkeit“ ermittelt werden. Häufig klappt das gut. „Auswanderungen“ wird aber nicht von „Auswanderung“ erfasst; manche der Suchtreffer haben einen Versatz zur Seite oder nach oben, andere sind gar nicht mit der Fundstelle zu identifizieren.


Das Christentum ist Erbe des {{wpde|Judentum}}s und der griechischen {{wpde|Philosophie}}, zweier tendentiell monotheistischer Bewegungen der Antike. Dem Judentum verdanken wir die {{wpde|Offenbarung}}, das ist die Vorstellung einer für ein ganzes „Volk“ maßgeblichen religiösen Erfahrung. Den Griechen verdanken wir den Generationen übergreifenden Dialog, die Philosophie, in der sich Erfahrungen mit der Natur und mit dem Denken sammeln und Irrwege und Fehlschlüsse als solche erkannt und von da an vermieden werden.  
[[Datei:Koeniglich-Bayerisches-Intelligenzblatt-1841-Titel.png|thumb|800px|left|[[Königlich Bayerisches Intelligenzblatt]] Nr. 56 vom 14. Juli 1841 - Titelseite]]


Juden und Griechen haben sich zentral für die Frage interessiert, wie Menschen sich verhalten sollen; in der Bibel lautet die generelle Antwort, dass wir alle Bestimmungen der Weisung (TORA) halten sollen. <ref>z.B. Deuteronomium 29,28</ref> Aristoteles nennt denjenigen einen Philosophen, der seine Strebungen nach der Vernunft richtet und demgemäß handelt. <ref>ARISTOTELES Nikomachische Ethik, 1. Buch, 1095 a9</ref> Die mittelalterliche Theologie hat viel Energie darauf verwandt, die Einheit zwischen Vernunft und biblischem Glauben aufrechtzuerhalten. Berühmt sind die Formeln des Anselm von Canterbury (1033-1108) – Der Glaube strebt nach Verstehen: fides quaerens intellectum – und des Thomas von Aquino (1225-1274): Die Gnade setzt die Natur voraus: gratia praesupponit naturam.


[[Datei:ethiksystem.jpg|thumb|center|600px|]]
[[Datei:Koeniglich-Bayerisches-Intelligenzblatt-1841-Beilage.png|thumb|800px|left|Beilage]]
{{clear}}
'''3. Bekanntmachung der beabsichtigten Auswanderungen'''


Das ethische Problem, also die Frage nach dem Guten im menschlichen Handeln, stellt sich – grob unterschieden - auf zwei Ebenen:
{| class="wikitable"
# Was soll ich jetzt und hier tun? - Das ist die Frage nach den Regeln und ihrer Verletzung.
! Polizei-Bezirk     
# Welche Eigenschaften an mir sollte ich pflegen und welche sollte ich mir besser abgewöhnen? - Das ist die Frage nach den wünschenswerten Charaktereigenschaften, den '''Tugenden'''.
! Wohnort
! Name und Stand       
! Mitauswandernde Familienmitglieder   
|-
| Herrieden
| Thann
| Thomas '''Engelhard''', Schmidmeister und dessen Ehefrau Maria Eva Engelhard
| 6 Kinder
|}
Wer an diese Personen eine Forderung zu machen hat, wird hiermit aufgefordert, solche bei Vermeidung des Ausschlusses


=== Regeln ===
am 19. Juli Vormittags 8Uhr


Zur Beantwortung der ersten Frage - Was soll ich jetzt und hier tun? - beschreibt '''das {{wpde|Recht}}''' die verschiedenen Ordnungswidrigkeiten, Vergehen und Verbrechen, die in einer Rechtsordnung mit Sanktionen geahndet werden. Freundschaft und Ehe, das Zusammenleben mit Kindern und Jugendlichen, Arbeitsklima und Mannschaftsgeist lassen sich aber nicht LÜCKENLOS durch gesetzliche Vorschriften beschreiben. Was Respekt und Dankbarkeit fordern, wie Ehrgeiz und Genuss, Eigensinn und Geborgenheit in das Lebensganze zu integrieren sind, das ist das Feld der Moral oder Ethik im engeren Sinn. Auf die Frage nach dem moralisch Richtigen gibt es Antworten in Form von konkreten Handlungsrichtlinien: Wer den Geringen bedrückt, schmäht dessen Schöpfer. [Sprichwörter 14,31] oder: Eine sanfte Antwort dämpft die Erregung; kränkende Rede reizt zum Zorn. [Sprichwörter 15,1] Denkt man darüber nach, werden die Fragen aber nicht weniger: Wo ist die Grenze zwischen berechtigtem Eigeninteresse und Missachtung der berechtigten Ansprüche anderer? Wo die zwischen Prinzipientreue und Sturheit, zwischen Friedfertigkeit und Konfliktscheu?
dahier anzumelden und nachzuweisen.


Welche Eigenschaften benötigt der Mensch, um die moralischen Gebote auch richtig auf die jeweilige Situation anzuwenden? Wie bekommt man es hin, dem Gebot und der Vernunft gemäß zu handeln und sich nicht von Leidenschaft, Verführungskunst oder Denkfaulheit ein Verhalten diktieren zu lassen, das man nachher seiner Resultate wegen bereut? Damit sind wir bei der Frage nach den wünschenswerten moralischen Eigenschaften des Menschen, die klassisch „Tugenden“ genannt werden. Hier haben wir von den Griechen die Lehre von den vier Kardinaltugenden in die christliche Ethik übernommen, aus der Bibel die Lehre von den drei „göttlichen“ Tugenden.
== Das Intelligenzblatt als Auswanderungsquelle <ref>DIE '''NORDAMERIKAAUSWANDERUNG AUS NÜRNBERG IM 19.JAHRHUNDERT''' BIS 1871 UNTER PERSONENGESCHICHTLICHEN UND QUELLENTECHNISCHEN ASPEKTEN
von Friedrich Zellfelder, Zulassungsarbeit für das 1.Staatsexamen Lehramt Gymnasium im Fach Geschichte  WS 1987/88, aus Stadtarchiv Nürnberg, Av_5168_4</ref>==


=== Tugenden ===
Als eine der beliebtesten Quellen zur Eruierung von Auswanderern gelten seit langem die Intelligenzblätter der Kreise oder auch, wie im Falle Nürnbergs, der größeren Städte. Seit der Ministerialentschließung vom 1.Juni 1837 bestand für alle Auswanderer und Reisende nach außereuropäischen Staaten die Verpflichtung zur Schuldenliquidation, d.h. zur Befriedigung von Privatgläubigern.<ref>Rottmann S.52/53 und Krieg S.17</ref> Mittels Ausschreibung im zuständigen Intelligenzblatt, die auf Kosten des Antragstellers erfolgte,<ref>Signatur Intelligenzblatt der Stadt Nürnberg:AvPer 17; ab den frühen 50er Jahren erfolgte die Ausschreibung auch in der "Neuen Münchner Zeitung".</ref> mußte das Auswanderungsvorhaben öffentlich bekanntgemacht werden, um Gläubigern während einer 14tägigen Frist die Möglichkeit zur Anmeldung ihrer Forderungen zu geben. Die Ausschreibung erfolgte in der Regel dreimal innerhalb einer Woche. Die Befriedigung etwaiger Gläubiger, die sich bei der Magistratsbehörde zu melden hatten, war von dem Schuldner in eigener Regie durchzuführen und der Magistratsbehörde durch Quittung nachzuweisen.<ref>Als verschuldet erwiesen sich in Nürnberg vor allem die auswandernden Familien. In einigen Fällen, wie in dem des Feilenhauers Georg Schmidt (1853/2), meldeten sich bis zu 18 Schuldner mit Forderungen von z.T.mehreren hundert Gulden. Jedoch nur in wenigen Fällen führt die Schuldenlast allein zum Scheitern des Auswanderungsvorhabens. Beispiel (1846/27). </ref>


In vielen Kulturen gibt es Tugendlisten, die oft auch abgeleitet werden von einigen wenigen {{wpde|Kardinaltugenden}}. Die griechische Philosophie legte die nachfolgende Vierzahl von Kardinaltugenden zugrunde.<ref>Informationen über Definition und Darstellung gibt es [http://glaube-und-kirche.de/tugenden.htm hier] (Katholische Pfarrgemeinde "Heiligste Dreifaltigkeit" Altdorf b. Nürnberg)</ref>.
Die Ausschreibungen enthalten Angaben über Namen,Beruf, Ziel und die Anzahl der mitreisenden Familienangehörigen, wobei letztere meist nur ungenau aufgeführt sind. Die Benutzbarkeit dieser Quelle ist jedoch keineswegs unproblematisch. Bis 1847 bestand die Gestaltung der Ausschreibungsanzeige [in der Nürnberger Ausgabe] aus einem kurzen, nicht eigens gekennzeichneten Text, der lediglich mit der Überschrift "Bekanntmachung" versehen war und sich daher in der äußeren Form nicht von Bekanntmachungen anderer Art unterschied.  


{{blau|Die Kardinaltugenden heißen
Eine Auswertung ist außerordentlich erschwert, da sie im Grunde das Durchlesen zehntausender Seiten nötig macht; ein Aufwand,der bei gleichzeitigem Vorhandensein anderer Quellen kaum mehr gerechtfertigt erscheint. Erst nachdem mit Verordnung vom 3.9.1847 die Tabellenform als verbindlich festgelegt wurde, ist die Auswertung der Intelligenzblätter in einem sinnvollem Zeit-Nutzen -Verhältnis möglich. Vergleichswerte zwischen den Angaben in den Auswanderungsakten und den Intelligenzblättern konnten daher nur für den Zeitraum 1848 -1871 erarbeitet werden.
* Weisheit (Sophia, sapientia, prudentia)
* Besonnenheit (Sophrosyne, modestia, constantia)
* Tapferkeit (areteia, fortitudo, virtus)
* Gerechtigkeit (dikaiosyne, iustitia)}}


[[Datei:Raffael Allegorie der Tugenden.jpg|thumb|center|700px|Raffaele Santo (1511) - Allegorie der Tugend (Darstellung der vier Kardinaltugenden)]]
Aufgrund dieses Vergleiches wird vor allem '''eines deutlich: Von den 127 aktenkundig gewordenen Auswanderungsfällen des Vergleichszeitraumes wurden lediglich 42 öffentlich ausgeschrieben'''. Da ähnliche Vergleiche für andere Gebiete nicht vorliegen, ist es nicht möglich eine allgemeingültige Schlußfolgerung anzustellen. Das Ergebnis reicht jedoch aus, um den Charakter der Intelligenzblätter als relativ sichere Quelle stark in Zweifel zu ziehen.<ref>Struck S.123/124,weist auf die besondere Bedeutung der Auswertung von Intelligenzblättern hin,da die Heranzie-hung von Akten zu zeitraubend sei.Von einem auch nur stich-probenartigen Vergleich der beiden Quellen ist bei ihm nicht die Rede.Als Nachteil der Int.Bl.führt er an,daß in diesen auch unterbliebene Auswanderungen verzeichnet seien.Im Falle Nürnbergs wurden jedoch auch die Akten gescheiterter Auswanderungen aufbewahrt.(Insgesamt 22) Es handelt sich um Auswanderungsvorhaben, die zumeist wegen zu geringen Barvermögens nicht genehmigt bzw.von den Antragstellern trotz Erlaubnis nicht verwirklicht wurden.<br>Bei einigen kann wegen des Verschwindens des Antragstellers heimliche Auswanderung angenommen werden. Der Vergleich zeigt, daß eine Beschränkung auf einen Quellentyp,wie Struck ihn vorschlägt, unweigerlich ein verzerrtes Bild des Gesamtwanderungsvorganges liefern muß.  </ref>
Dasselbe muß, wenn auch nicht in so starkem Maße für die Nürnberger Personalakten festgestellt werden, da anhand der Intelligenzblätter für den fraglichen Zeitraum 17 zusätzliche, in den Akten nicht registrierte, Auswanderungsfälle mit 28 beteiligten Personen festgestellt werden konnten.


'''Weisheit''' ist die Lenkerin der Tugenden. Anders als das Wissen befrachtet sie uns nicht mit neutraler, bedeutungsloser „Information“, sondern ermöglicht es, alles Begegnende in den richtigen Bedeutungsrahmen zu stellen und in jedem Augenblick zu erkennen, welche Handlungsoptionen vernünftig und gut sind.
Das heißt, daß auch dieser Quellenbestand nicht vollständig erhalten ist. Ähnlich ernüchternd ist das Ergebnis bei den Reisen: Von den 220 registrierten Nordamerikareisen sind im Vergleichszeitraum 1854-1871 ganze 30 öffentlich ausgeschrieben worden. Im Gegensatz zu den Auswanderungsakten erwies sich das Reisepaßverzeichnis jedoch insoweit als zuverlässig, als alle ausgeschriebenen Reisen im Gesamtverzeichnis aufgeführt sind. Für den durch das Reisepaßverzeichnis nicht abgedeckten Zeitraum von 1848-1853 ließen sich 19 zusätzliche Fälle mit 31 beteiligten Personen feststellen, deren sozialer Hintergrund sich nicht von dem der übrigen Nordamerikareisenden unterscheidet. Entsprechend dieser Quellenlage muß also noch mit einer Auswanderungsgruppe gerechnet werden, die weder in den Ausschreibungen des Intelligenzblattes noch in den Akten des Magistrats registriert ist und über deren Umfang keinerlei Vermutungen angestellt werden können. Da die Zusammensetzung der Ausgeschriebenen, es finden sich sowohl einzelwandernde Frauen und Männer, auch Familien, als auch arme und reiche Personen unter ihnen, keinerlei Schlüße zuläßt, muß der Frage nachgegangen werden,bei welchen Fällen seitens der Behörden von einer Ausschreibung abgesehen wurde und warum. Als einzig gesetzlich vorgesehene Möglichkeit ist die Stellung eines solventen Bürgen vorgesehen, der sich schriftlich bereitzuerklären hatte für alle möglicherweise auftretenden Verbindlichkeiten des Auswanderers aufzukommen. Die Existenz eines wohlhabenden Bürgen, und nur solche wurden von den Behörden akzeptiert, steht dabei keineswegs in einem Zusammenhang mit Beruf und Vermögen des Auswanderers.  


'''Gerechtigkeit''' korrespondiert der Weisheit, indem sie ihr einen Maßstab gibt. Gerecht ist das Gesetzliche und die Gleichheit, sagt Aristoteles <ref>Nikomachische Ethik 5. Buch 1129, a36</ref> Der Gerechte tut alles, damit jeder und jede in seinem Verantwortungsbereich zu seinem und ihrem Recht kommt.  
Als Bürgen fungieren neben den Eltern häufig auch Bekannte, entfernte Verwandte oder Vormünder.<ref>Die Solvenz des Bürgen wurde stets durch Befragung des zuständigen Distriktvorstehers überprüft. Umgekehrt konnte es auch,wie im Falle des Wagnergesellen Karl Österreicher (1854/5) trotz eines "bürgschafts-fähigen Hintergrundes" zur Ausschreibung kommen.</ref> Die geringe Zahl der Ausschreibungen läßt daher im Falle der Nürnberger Auswanderung nur den Schluß zu, daß die meisten in irgendeiner Form über Beziehungen verfügten, welche den Schritt der Auswanderung in sekundärer Hinsicht erleichtert haben mochten, wenn sie auch nicht ausreichten die Auswanderung als solche zu verhindern. In einigen Fällen konnte der Auswanderungslustige, da vermögend,die öffentliche Bekanntmachung durch Stellung einer Kaution selbst umgehen. Gelegentlich waren die Behörden auch der Ansicht, daß auf Grund des jugendlichen Alters des Antragstellers davon ausgegangen werden könne, daß er noch keine Schulden gemacht haben konnte. Beide Ausnahmemöglichkeiten waren jedoch in den gesetzlichen Verordnungen nicht vorgesehen. Offensichtlich bedienten sich die städtischen Behörden eines gewissen Ermessensspielraumes, bei dessen Handhabung nicht selten genauere Informationen über den Auswanderer vorgelegen haben mochten, als es die Akten selbst wiederspiegeln.<ref>Krieg weist daraufhin,daß die Handhabung der Ausschreibungsvorschriften "nicht immer eine gleichmäßige" gewesen sei.S.17 Fußnote 2.<br>Mit Vorsicht ist daher auch die im Staatsarchiv Nbg ange-legte Namenskartei mittelfränkischer Auswanderer zu benutzen, da diese ausschließlich aus dem "Kreisamtsblatt für Mittelfranken"erstellt wurde.</ref> Inwieweit die auffallend hohe Zahl vermögender Bürgen ein Nürnberger oder ein städtisches Spezifikum darstellt, kann wegen der fehlenden Vergleichsmöglichkeiten nicht entschieden werden. Fest steht jedoch, daß dieses Faktum eine zusätzliche Erleichterung, ähnlich wie die Existenz vorausgewanderter Angehöriger, darstellte, das den Entschluß zur Auswanderung nicht unwesentlich befördert haben dürfte.


'''Besonnenheit''' versetzt den Menschen in die Lage, sich bei wichtigen Entscheidungen nicht von augenblicklichen Regungen, sondern von Vernunft und Gebot – in christlicher Sprache: Von seinem {{wpde|Gewissen}} - leiten zu lassen.
== Weblinks ==
 
* [https://www.bavarikon.de/search/object?lang=en&author=&title=K%C3%B6niglich+Bayerisches+Intelligenzblatt+f%C3%BCr+Mittelfranken&subject=&place=&fulltext=&metadata= bavarikon.de]  
'''Tapferkeit''' schließlich ermöglicht es dem Menschen, dem einmal für richtig Erkannten – oder: seinem Gewissen - auch dann zu folgen, wenn man nicht Anerkennung, sondern Verachtung und Verfolgung zu erwarten hat.
* [https://digipress.digitale-sammlungen.de/calendar/newspaper/bsbmult00000054 Jahresübersicht Ansbacher Intelligenz-Zeitung] (digiPress.de)
 
=== Idealismus ===
 
Ein Ansatz der Ethik besteht darin, die ethischen Begriffe oder "Ideen" - das Gute, die Gerechtigkeit z.B. - zu untersuchen und daraus Verhaltensregeln abzuleiten.
 
{{blau|Beispiel: Platos Dialog "Der Staat" (Politeia)|}}
 
=== Pflicht ===
 
{{wpde|Immanuel Kant}} (1724-1804) leitet seinen Begriff der moralischen Pflicht aus dem Grundsatz der Vernünftigkeit ab, die er als Vermögen der Verallgemeinerung  begreift. Regeln sind also gültig, wenn sie der Verallgemeinerung fähig sind. Pflichtgemäßes Handeln folgt also einer obersten Regel, einem kategorischen Imperativ:
{{Zitat|Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.<ref>Immanuel Kant: Kritik der praktischen Vernunft,I,I,1, § 7, in der [http://www.korpora.org/Kant/aa05/Inhalt5.html Internetausgabe] S. 30.</ref>|}}
 
Wer [[Immanuel Kant]] und seine Ethik im Unterricht diskutieren will, für den steht ein {{pdf|Kant_Depositum.pdf|Arbeitsblatt}} zur Verfügung, das auf Kants Lieblingsbeispiel, der Geschichte vom hinterlegten Geld (Depositum) aufbaut.
 
=== Utilitarismus ===
Als [[Utilitarismus]] bezeichnet man eine neuzeitliche philosophische Richtung, die die Nützlichkeit zum entscheidenden Prinzip der ethischen Qualität einer Handlung erklärt (vgl. Brockhaus multimediales Lexikon) Als Begründer gilt [[Jeremy Bentham]] (1748-1832); vor allem aber der einflussreiche Politiker, Wirtschaftstheoretiker und Philosoph {{wpde|John Stuart Mill}} (1806-1873) und seine Frau Harriet, geb. Taylor (1807-1858) verhalfen dieser [[Philosophie]] zu großer Anerkennung in England und den USA, und mit dem wirtschaftlichen Erfolg dieser Länder verbreitete sich auch der Einfluss des Utilitarismus weltweit.
 
==== Glück ====
Nun ist Nutzen eine Relation, nützlich ist etwas für etwas anderes: Die Hand ist nützlich zum Greifen, und Greifen ist nützlich für das Überleben des Menschen. Um also überhaupt von Nützlichkeit sprechen zu können, braucht man ein umfassendes Ziel. Für Bentham und die Mills ist das letzte Ziel das größtmögliche Glück der größtmöglichen Zahl. - Wenn man das Glück im Frieden Gottes verwirklicht sieht, gibt es für Christen kein Problem mit einer auf das Glück zentrierten Nützlichkeitsethik.
 
==== Wert ====
Nun sind aber nicht alle Menschen Christen, und sie haben vielleicht vom Glück ganz andere oder gar keine bestimmten Vorstellungen. Trotzdem können sie sich über den Nutzen und damit über den Wert von Dingen, Handlungen und Einrichtungen ganz gut verständigen, indem sie ihm einen „Preis“ zuordnen.
{{gelb|Beispiel
 
Man muss sich nicht groß Gedanken machen, welchen Nutzen eine Luxusjacht und die darin verbaute Arbeitszeit von vielen Menschen für das Glück der Menschheit hat, wenn man einfach sagen kann: Das Schiff kostet eine Million €, ist es dir das wert oder nicht?}}
Der Markt aus Angebot und Nachfrage funktioniert, auch ohne dass sich die Menschen über ihr letztes Ziel einig sind, und die Theorie des Marktes, wie sie von John Stuart Mill mitformuliert wurde, sagt aus: Wenn in der Wirtschaft jeder Marktteilnehmer seinen Nutzen sucht, wird auch für das Glück und den Frieden der Gesellschaft insgesamt am besten gesorgt.
 
Das kann auch funktionieren, aber es funktioniert nur, wenn die Menschen sich wirklich für Glück und Frieden einsetzen und nicht in die Falle des Ökonomismus tappen, indem sie den Wert der Dinge und Handlungen ausschließlich an ihrem Preis bemessen. Wahr bleibt: Selbstbewusstsein und Selbstverwirklichung ist für Geld nicht zu kaufen; Schuld ist mit Geld nicht wegzuwischen und in Weltvertrauen zu verwandeln; eine Gemeinschaft des Friedens und Wohlwollens beruht auf anderen Werten als dem Geld. Wenn darüber Einigkeit besteht in Familien und anderen menschlichen Gemeinschaften, dann können auch Christen unbefangen mit dem Geld und den Gütern dieser Welt hantieren.
 
== Ethische Aussagen der Bibel ==
 
=== Zehn Gebote ===
 
=== Tugenden und Laster ===
 
=== Liebe ===
 
== Aktuelle Diskussionen ==
 
=== Bioethik ===
==== Fragestellungen ====
 
* Darf man befruchtete menschliche Eizellen und menschliche Embryonen benutzen zu Forschungs- und Therapiezwecken und zu diesem Zweck solche Zellen nach Bedarf vermehren und abtöten?
* Darf man anstelle der natürlichen die künstliche Befruchtung wählen, um anhand genetischer Analyse der Eizellen die gesunden zur Entwicklung zuzulassen und die genetisch defekten zu verwerfen?
* Muss man zugängliches Wissen - zum Beispiel über erhöhtes Krebs- oder Herzkrankheitsrisiko oder über AIDS - auch wollen oder hat der Mensch ein Recht darauf, nicht wissen zu wollen?
* Dürfen Arbeitgeber oder Versicherungen genetische Analysen verlangen, zum Beispiel bei einem Piloten, bei dem ein Herzinfarkt Hunderte Menschen mit in den Tod reißen könnte?
* Was sagt dazu der christliche Personalismus?  
 
==== Die Wahl der Analogie ====
Man wird sehen: Es ist immer die Wahl der Analogien und Vergleiche, die einem ethischen Lösungsansatz Profil geben.
 
Die Befürworter der verbrauchenden Embryonenforschung machen geltend, eine Zelle könne nicht den Wert eines entwickelten Menschen haben, daher rechtfertige auch die geringste Aussicht auf Therapie für Menschen jeden Umgang mit – menschlichen – Zellen.
 
In einem gewissen Anachronismus wird auf ältere Vorstellungen der Beseelung des Menschen zurückgegriffen, als müsse dem Foetus oder dem Kleinkind etwas hinzugefügt werden wie einem Computer ein Betriebssystem.
 
==== Das Beziehungswesen ====
 
Wir beobachten aber nichts dergleichen. Frage ich mich, wie bin ich geworden, was ich heute bin, dann ist es völlig ausgeschlossen, eine konkrete Erinnerung als absoluten Anfang zu reklamieren. Viele Biografen erzählen zuerst von den Eltern, [[Goethe]] fing seine Autobiografie Dichtung und Wahrheit mit einem Horoskop an; lange vor den eigenen ersten Erinnerungen hat also schon etwas begonnen, das es überhaupt erst möglich machte, irgendein Erlebnis zu erinnern. Traumanalytiker zeigen, dass Menschen in ihrem Unbewussten die Erinnerung an das Trauma der Geburt, an den im Mutterleib wahrgenommenen Herzrhythmus lebenslang aufbewahren. Von äußerer Forschung wissen wir, dass die Kommunikation zwischen Mutter und Kind unmittelbar nach der Befruchtung einsetzt, die ausgesandten Hormone der kaum entstandenen Zygote signalisieren: Es gibt mich. Und der mütterliche Organismus reagiert durch Aussetzen der Periode und Vorbereitung der Einnistung des Embryos.
 
Solche Vorgänge sind tief unbewusst und nicht einmal in Traumbildern zu fassen, aber sie sind unerlässliche Voraussetzungen dafür, am Du ein Ich zu werden, also in die personale Existenzweise eines Menschen einzutreten.
 
Ähnliches wird erlebt, wenn bewusstlose Menschen von ihren Angehörigen gepflegt werden. Das Ausharren bei der bewegungsunfähigen Person, Anschauen, Streicheln, das bedeutet für diese Menschen einen Kontakt mit dem geliebten Mitmenschen, der nicht Gespräch ist im üblichen Sinn, sehr wohl aber Erfahrung der Gegenwart des anderen und Erfahrung der Antwort des anderen auf die eigene Gegenwart. Der Film {{wpde|Zeit des Erwachens}}, der auf Erfahrungen von Oliver Sacks aufbaut, enthält bestürzende Beispiele.
 
Folgerung: Der Mensch ist Beziehungswesen weit über die Erfahrungen hinaus, die er bewusst erinnern und sprachlich benennen kann. Bildhafte Hilfskonstrukte der Selbstbeschreibung müssen genommen werden als das, was sie sind und dürfen nicht als wissenschaftlich-begriffliche Formulierungen missdeutet werden: Der Mensch ist nicht zusammengesetzt aus Körper und Seele; es gibt auch keinen Sitz der Seele im Körper; es gibt ebenso wenig einen Zeitpunkt der Beseelung.
 
Es ist vielmehr folgendermaßen: Wir kennen nur stoffliches Leben, Lebewesen, die einen Ort, eine Zeit, ein Gewicht haben, aus Atomen und Molekülen bestehen, usw. Deren Lebensqualitäten sind zuerst vegetativ (Wachstum, Stoffwechsel,...). Das vegetative Leben ist Voraussetzung animalischen Lebens (gekennzeichnet durch sinnliche Wahrnehmung, willkürliche Bewegung, Steuerung durch Nervensysteme,...). Beides ist Voraussetzung für humanes, personales Leben. Aber ein Mensch wächst von der ersten Minute an zum Menschen heran. Zug um Zug wachsen Gehirn, Kehlkopf- und Hörapparat, die nur gedacht sein können für das Plappern und die Silben und Sätze des Babys, mit denen die bewusste sprachliche Kommunikation einsetzt. Dafür werden in der menschlichen Entwicklung die Jagd- und Fluchtinstinkte vernach-lässigt, sonst dürften wir Mutter und Kind nicht so viel ruhige Zeit gönnen. Alles an jedem Menschen ist unverwechselbar menschlich, von seiner personalen Existenzweise unverkennbar geprägt: Jede Zelle, jeder Muskel, jedes Organ, jeder Stoffwechselvorgang, jedes Entwicklungsstadium, jede Wahrnehmung, jedes Wort. Und der Mensch gehört niemals einem anderen Menschen; der Mensch gehört seinem Schöpfer, und dieses Herrschaftsverhältnis wird ihm nicht aufgezwungen, sondern angeraten. Wer auf Erden was von einem Menschen will, muss ihn darum fragen. Wenn das heute gilt, gilt es auch gestern und vorgestern und so weiter bis zurück zum Tag der Befruchtung, und es wird gelten bis Gott mich nach Hause holt in seine Liebe, die mich auch ins Dasein rief.
 
==== Die Notwendigkeit absoluter Orientierung ====
Der Utilitarismus offenbart in dieser Debatte seine Schwäche: Unter Gleichen klappt der freie Markt recht gut; Ein Filmemacher hat mehr Erfolg, wenn viele Leute seine Filme sehen wollen, ein Arzt, ein Politiker kommt voran, wenn ihm viele vertrauen. Aber der Markt versagt bei großen Ungleichheiten. Der Embryo kann anderen in diesem Stadium kaum etwas geben, ist aber von anderen absolut abhängig. Und daraus entsteht ein Paradox: Wenn das Leben in seinen frühesten Stufen als heilig und unantastbar geachtet wird, ist sein Preis „null“, weil es weder für den Forscher, noch für den Patienten, der auf neue Heilungsmethoden wartet, Nutzen bringt. Achtet man die Würde des ungeborenen Menschen etwas geringer, steigt er im Preis, weil er nun nutzbar wird, und dem Forscher Erkenntnisse, Auszeichnungen und Spitzengehälter winken.
 
Wenn sich die {{wpde|Gesellschaft}} aber auf derartige Kalkulationen einmal einlässt, erhebt sich sofort die Frage, auf welche anderen Fälle sie anwendbar sind: Tut die VR [[China]] Recht daran, die Organe von Hingerichteten für Transplantationszwecke zu verwenden, anstatt sie achtlos mitzubeerdigen? Und Hitlers Euthanasieprogramm?
 
Utilitarismus und Ökonomismus ohne feste Vorgaben und Grenzziehungen werden unmenschlich. Aber wer verteidigt solche Vorgaben und Grenzen gegen eine interessierte Minderheit bei der üblichen Ignoranz der Mehrheit? – Die Gesellschaft kann nicht alles mit Abstimmungen regeln. Die [[Menschenrechte]] sind nicht verhandelbar, nicht abwählbar.  Aber sie gestatten einen Interpretationsspielraum, der gerne nach den eigenen Vorurteilen und Bequemlichkeiten angepasst wird. Zum Beispiel stehen [[Migranten]] und Einheimischen prinzipiell die gleichen Menschenrechte zu, das Recht auf Leben und auf körperliche Unversehrtheit. Die italienische und französische Regierung stellen aber in ihrem Kampf gegen illegale Einwanderung ganz normale menschliche Zuwendung diesem Personenkreis gegenüber unter Strafe, sodass ein Schiff, das Ertrinkende aufnimmt, oder ein mitleidiger Mensch, der einem Illegalen etwas zu essen gibt, unter Umständen bestraft werden. Die Mehrheit der Bevölkerung stützt solche Maßnahmen.
 
So ist es in vielen Fällen bequem, menschlichen Lebenszuständen, die sich nicht äußern können wie Embryonen oder Wachkomapatienten, oder Menschen, die nicht mehr leben wollen, oder Menschen, die in entführten Flugzeugen sitzen, die auf Ziele wie Atomkraftwerke oder Hochhäuser gesteuert werden, oder den Verbrechern selbst das Lebensrecht einfach abzusprechen. Aber auch wenn eine Mehrheit zustimmt, gibt sich der {{wpde|Rechtsstaat}} auf, wenn er so etwas zulässt. Deshalb hat die Gesellschaft eine Institution wie die Kirche bitter nötig, die berufen ist, den Sprachlosen eine Stimme zu geben.
 
=== Krieg und Frieden ===
 
=== Soziale Aufgaben ===
 
== Weiterführende Weblinks ==
* Päpstlicher Rat für Gerechtigkeit und Frieden (Vatikanstadt, 1. Mai 2000): [http://www.thesocialagenda.org/pdfs/german.pdf Die soziale Agenda (PDF-Datei, 244 Seiten)]
: ''Eine Sammlung von Texten aus der katholischen Soziallehre.''
 
 
 
== Anmerkungen ==


<references/>
<references/>
[[Kategorie:Katholische Religionslehre]]

Version vom 18. August 2022, 18:12 Uhr

Das 'Königlich Bayerisches Intelligenzblattist eine Veröffentlichung, die als IntelligenzblattWikipedia-logo.png offizielle Dokumente wie Gesetze und Erlässe, aber auch Fahndungsaufrufe veröffentlichte. Sie erschien von ... bis ... wöchentlich in verschiedenen Ausgaben für jeden bayerischen Bezirk.

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Sie kann heute in Archiven, aber auch digital eingesehen werden. Dabei ist zu beachten, dass die Digitalisate Bild-Dateien sind. Deshalb können die Texte nicht einfach nach Vorkommen eines Worts (genauer: einer Zeichenkette) untersucht werden. Auf Bavarikon.de können Begriffe mittels „Bild-Ähnlichkeit“ ermittelt werden. Häufig klappt das gut. „Auswanderungen“ wird aber nicht von „Auswanderung“ erfasst; manche der Suchtreffer haben einen Versatz zur Seite oder nach oben, andere sind gar nicht mit der Fundstelle zu identifizieren.

Königlich Bayerisches Intelligenzblatt Nr. 56 vom 14. Juli 1841 - Titelseite


Beilage


3. Bekanntmachung der beabsichtigten Auswanderungen

Polizei-Bezirk Wohnort Name und Stand Mitauswandernde Familienmitglieder
Herrieden Thann Thomas Engelhard, Schmidmeister und dessen Ehefrau Maria Eva Engelhard 6 Kinder

Wer an diese Personen eine Forderung zu machen hat, wird hiermit aufgefordert, solche bei Vermeidung des Ausschlusses

am 19. Juli Vormittags 8Uhr

dahier anzumelden und nachzuweisen.

Das Intelligenzblatt als Auswanderungsquelle [1]

Als eine der beliebtesten Quellen zur Eruierung von Auswanderern gelten seit langem die Intelligenzblätter der Kreise oder auch, wie im Falle Nürnbergs, der größeren Städte. Seit der Ministerialentschließung vom 1.Juni 1837 bestand für alle Auswanderer und Reisende nach außereuropäischen Staaten die Verpflichtung zur Schuldenliquidation, d.h. zur Befriedigung von Privatgläubigern.[2] Mittels Ausschreibung im zuständigen Intelligenzblatt, die auf Kosten des Antragstellers erfolgte,[3] mußte das Auswanderungsvorhaben öffentlich bekanntgemacht werden, um Gläubigern während einer 14tägigen Frist die Möglichkeit zur Anmeldung ihrer Forderungen zu geben. Die Ausschreibung erfolgte in der Regel dreimal innerhalb einer Woche. Die Befriedigung etwaiger Gläubiger, die sich bei der Magistratsbehörde zu melden hatten, war von dem Schuldner in eigener Regie durchzuführen und der Magistratsbehörde durch Quittung nachzuweisen.[4]

Die Ausschreibungen enthalten Angaben über Namen,Beruf, Ziel und die Anzahl der mitreisenden Familienangehörigen, wobei letztere meist nur ungenau aufgeführt sind. Die Benutzbarkeit dieser Quelle ist jedoch keineswegs unproblematisch. Bis 1847 bestand die Gestaltung der Ausschreibungsanzeige [in der Nürnberger Ausgabe] aus einem kurzen, nicht eigens gekennzeichneten Text, der lediglich mit der Überschrift "Bekanntmachung" versehen war und sich daher in der äußeren Form nicht von Bekanntmachungen anderer Art unterschied.

Eine Auswertung ist außerordentlich erschwert, da sie im Grunde das Durchlesen zehntausender Seiten nötig macht; ein Aufwand,der bei gleichzeitigem Vorhandensein anderer Quellen kaum mehr gerechtfertigt erscheint. Erst nachdem mit Verordnung vom 3.9.1847 die Tabellenform als verbindlich festgelegt wurde, ist die Auswertung der Intelligenzblätter in einem sinnvollem Zeit-Nutzen -Verhältnis möglich. Vergleichswerte zwischen den Angaben in den Auswanderungsakten und den Intelligenzblättern konnten daher nur für den Zeitraum 1848 -1871 erarbeitet werden.

Aufgrund dieses Vergleiches wird vor allem eines deutlich: Von den 127 aktenkundig gewordenen Auswanderungsfällen des Vergleichszeitraumes wurden lediglich 42 öffentlich ausgeschrieben. Da ähnliche Vergleiche für andere Gebiete nicht vorliegen, ist es nicht möglich eine allgemeingültige Schlußfolgerung anzustellen. Das Ergebnis reicht jedoch aus, um den Charakter der Intelligenzblätter als relativ sichere Quelle stark in Zweifel zu ziehen.[5] Dasselbe muß, wenn auch nicht in so starkem Maße für die Nürnberger Personalakten festgestellt werden, da anhand der Intelligenzblätter für den fraglichen Zeitraum 17 zusätzliche, in den Akten nicht registrierte, Auswanderungsfälle mit 28 beteiligten Personen festgestellt werden konnten.

Das heißt, daß auch dieser Quellenbestand nicht vollständig erhalten ist. Ähnlich ernüchternd ist das Ergebnis bei den Reisen: Von den 220 registrierten Nordamerikareisen sind im Vergleichszeitraum 1854-1871 ganze 30 öffentlich ausgeschrieben worden. Im Gegensatz zu den Auswanderungsakten erwies sich das Reisepaßverzeichnis jedoch insoweit als zuverlässig, als alle ausgeschriebenen Reisen im Gesamtverzeichnis aufgeführt sind. Für den durch das Reisepaßverzeichnis nicht abgedeckten Zeitraum von 1848-1853 ließen sich 19 zusätzliche Fälle mit 31 beteiligten Personen feststellen, deren sozialer Hintergrund sich nicht von dem der übrigen Nordamerikareisenden unterscheidet. Entsprechend dieser Quellenlage muß also noch mit einer Auswanderungsgruppe gerechnet werden, die weder in den Ausschreibungen des Intelligenzblattes noch in den Akten des Magistrats registriert ist und über deren Umfang keinerlei Vermutungen angestellt werden können. Da die Zusammensetzung der Ausgeschriebenen, es finden sich sowohl einzelwandernde Frauen und Männer, auch Familien, als auch arme und reiche Personen unter ihnen, keinerlei Schlüße zuläßt, muß der Frage nachgegangen werden,bei welchen Fällen seitens der Behörden von einer Ausschreibung abgesehen wurde und warum. Als einzig gesetzlich vorgesehene Möglichkeit ist die Stellung eines solventen Bürgen vorgesehen, der sich schriftlich bereitzuerklären hatte für alle möglicherweise auftretenden Verbindlichkeiten des Auswanderers aufzukommen. Die Existenz eines wohlhabenden Bürgen, und nur solche wurden von den Behörden akzeptiert, steht dabei keineswegs in einem Zusammenhang mit Beruf und Vermögen des Auswanderers.

Als Bürgen fungieren neben den Eltern häufig auch Bekannte, entfernte Verwandte oder Vormünder.[6] Die geringe Zahl der Ausschreibungen läßt daher im Falle der Nürnberger Auswanderung nur den Schluß zu, daß die meisten in irgendeiner Form über Beziehungen verfügten, welche den Schritt der Auswanderung in sekundärer Hinsicht erleichtert haben mochten, wenn sie auch nicht ausreichten die Auswanderung als solche zu verhindern. In einigen Fällen konnte der Auswanderungslustige, da vermögend,die öffentliche Bekanntmachung durch Stellung einer Kaution selbst umgehen. Gelegentlich waren die Behörden auch der Ansicht, daß auf Grund des jugendlichen Alters des Antragstellers davon ausgegangen werden könne, daß er noch keine Schulden gemacht haben konnte. Beide Ausnahmemöglichkeiten waren jedoch in den gesetzlichen Verordnungen nicht vorgesehen. Offensichtlich bedienten sich die städtischen Behörden eines gewissen Ermessensspielraumes, bei dessen Handhabung nicht selten genauere Informationen über den Auswanderer vorgelegen haben mochten, als es die Akten selbst wiederspiegeln.[7] Inwieweit die auffallend hohe Zahl vermögender Bürgen ein Nürnberger oder ein städtisches Spezifikum darstellt, kann wegen der fehlenden Vergleichsmöglichkeiten nicht entschieden werden. Fest steht jedoch, daß dieses Faktum eine zusätzliche Erleichterung, ähnlich wie die Existenz vorausgewanderter Angehöriger, darstellte, das den Entschluß zur Auswanderung nicht unwesentlich befördert haben dürfte.

Weblinks

  1. DIE NORDAMERIKAAUSWANDERUNG AUS NÜRNBERG IM 19.JAHRHUNDERT BIS 1871 UNTER PERSONENGESCHICHTLICHEN UND QUELLENTECHNISCHEN ASPEKTEN von Friedrich Zellfelder, Zulassungsarbeit für das 1.Staatsexamen Lehramt Gymnasium im Fach Geschichte WS 1987/88, aus Stadtarchiv Nürnberg, Av_5168_4
  2. Rottmann S.52/53 und Krieg S.17
  3. Signatur Intelligenzblatt der Stadt Nürnberg:AvPer 17; ab den frühen 50er Jahren erfolgte die Ausschreibung auch in der "Neuen Münchner Zeitung".
  4. Als verschuldet erwiesen sich in Nürnberg vor allem die auswandernden Familien. In einigen Fällen, wie in dem des Feilenhauers Georg Schmidt (1853/2), meldeten sich bis zu 18 Schuldner mit Forderungen von z.T.mehreren hundert Gulden. Jedoch nur in wenigen Fällen führt die Schuldenlast allein zum Scheitern des Auswanderungsvorhabens. Beispiel (1846/27).
  5. Struck S.123/124,weist auf die besondere Bedeutung der Auswertung von Intelligenzblättern hin,da die Heranzie-hung von Akten zu zeitraubend sei.Von einem auch nur stich-probenartigen Vergleich der beiden Quellen ist bei ihm nicht die Rede.Als Nachteil der Int.Bl.führt er an,daß in diesen auch unterbliebene Auswanderungen verzeichnet seien.Im Falle Nürnbergs wurden jedoch auch die Akten gescheiterter Auswanderungen aufbewahrt.(Insgesamt 22) Es handelt sich um Auswanderungsvorhaben, die zumeist wegen zu geringen Barvermögens nicht genehmigt bzw.von den Antragstellern trotz Erlaubnis nicht verwirklicht wurden.
    Bei einigen kann wegen des Verschwindens des Antragstellers heimliche Auswanderung angenommen werden. Der Vergleich zeigt, daß eine Beschränkung auf einen Quellentyp,wie Struck ihn vorschlägt, unweigerlich ein verzerrtes Bild des Gesamtwanderungsvorganges liefern muß.
  6. Die Solvenz des Bürgen wurde stets durch Befragung des zuständigen Distriktvorstehers überprüft. Umgekehrt konnte es auch,wie im Falle des Wagnergesellen Karl Österreicher (1854/5) trotz eines "bürgschafts-fähigen Hintergrundes" zur Ausschreibung kommen.
  7. Krieg weist daraufhin,daß die Handhabung der Ausschreibungsvorschriften "nicht immer eine gleichmäßige" gewesen sei.S.17 Fußnote 2.
    Mit Vorsicht ist daher auch die im Staatsarchiv Nbg ange-legte Namenskartei mittelfränkischer Auswanderer zu benutzen, da diese ausschließlich aus dem "Kreisamtsblatt für Mittelfranken"erstellt wurde.