Der Burgpalast

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Burgpalast

Der Burgpalast (ungarisch: Budavári palota) auf dem Burgberg im Burgviertel ist das größte Gebäude Ungarns und das wohl bekannteste Gebäude der Hauptstadt Budapest. Es nimmt den gesamten Südteil des Burgbergs ein. Die königliche Residenz überragt die Millionenmetropole als das höchstgelegene Gebäude und ist von allen Richtungen in seinen ganzen Ausmaßen gut zu erkennen. Die Geschichte des Burgpalastes reicht bis in die Anfänge des 13. Jahrhunderts zurück, als König Béla der IV. hier eine Burg errichten ließ. Ab dieser Zeit war der Palast Residenz der ungarischen Könige. In den Jahrhunderten danach hinterließ jede Herrscher- und Stilepoche ihre Spuren an den Gebäudekomplex. Man erweiterte, man erneuerte Teile und man fügte Anbauten hinzu. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurden große Teile des Palastes zerstört, welche man aber durch ausgedehnte Rekonstruktionsarbeiten bis in die heutige Zeit hinein größtenteils wiederherstellen konnte. Genutzt wird der Burgpalast heute überwiegend von den Museen, aber auch für repräsentative Anlässe von der ungarischen Regierung.

Burgpalast bei Nacht

Die königliche Burg ist im südlichen Teil des Burgberges zu finden. Die heutige Burg vereinigt gotische und Renaissance Stilelemente zu einem prächtigen Gesamtbild. Sie beeindruckt in ihren Ausmaßen und trägt daher zu recht den Titel „größte Burg Ungarns“. Die 400 m lange und bis zu 200 m breite Anlage war in Höfe und Vorburgen aufgeteilt Geschichte Nach 1242, also nach dem Mongolensturm von 1241, wurde eine erste Burg auf dem Budaer Burgberg Wohnsitz König Bélas IV.. Er baute auf dem 50-60 Meter hohen, 1,5 Kilometer langen, und relativ schmalen Plateau eine befestigte Stadt. Urkundliche Erwähnung fand sie erstmals im Jahre 1255. Es entstand ein gotischer Palast, von dem auch heute noch Reste zu bestaunen sind. Um 1306 wurden Teile der Burg wieder abgerissen, und an ihrer Stelle ließ sich König Ludwig I. von Neapel aus dem Haus Anjou eine neue Burg errichten. Im Zuge der Bautätigkeiten wurden gleichfalls auch der Stephansturm, eine kleine Kapelle und das U-förmige Palastgebäude erbaut. Unter König Zsigmond erfuhr die Burg in den Jahren 1387 bis 1437 zahlreiche Erweiterungen. Damals wurden sowohl das Palastgebäude als auch die Befestigungsmauern wegen der Türkengefahr ausgebaut. Innerhalb dieser gewaltigen Festung entwickelte sich die Bürgerstadt mit rund 400 Häusern, Klöstern, sieben Schulen und einer Universität zum Zentrum des Landes. Aus dieser Zeit scheint auch die heutige Gliederung der Burg mit ihren Vorburgen und den Halsgräben zu stammen. Die Halsgräben hatten unter anderem die Aufgabe, das Palastareal von der Stadt Buda abzutrennen. Im Rahmen der Regentschaft von König Matthias Corvinus, der ein großer Förderer von Kunst und Wissenschaft war, wurde der bis dahin im gotischen Stil gehaltene Burgpalast 1458 bis 1490 zu einem prächtigen Renaissance-Palast ausgebaut. Mit seinen Kunstschätzen wird der Burgpalast schließlich zum Zentrum der Renaissance-Kultur für große Teile Mittel- und Osteuropas. Nach jahrelanger Belagerung der Burg gelang es 1541 schließlich den Türken, die Budaer Burg einzunehmen. In den folgenden 145 Jahren der Besatzung begann der langsame Verfall der Burg. So wurden die Räume des Burgpalastes unter anderem als Lagerräume, Pulverkammern oder Ställe benutzt. Dies sollte sich allerdings schon wenige Jahre später rächen. So ereignete sich im Jahre 1578 eine gewaltige Explosion in der Pulverkammer des Palastes, der ca. 2000 Menschen zum Opfer fielen und die große Teile des Palastes zerstörte. Einige Teile des Palastareals waren aber auch den Türken wichtig, und so wurden unter ihrer Vorherrschaft die Befestigungsanlagen stark erweitert und verstärkt, was dazu führte, dass die wiederholt gegen die Burg anrennenden christlichen Heere keine Chance hatten, die Burg den Türken zu entreißen. Im Jahre 1686 wurde die Burg abermals belagert, diesmal unter der Führung von Herzog Karl V. von Lothringen. Zwei Monate lag der Burgberg unter dem Beschuss der Befreiungskämpfer. Bei den folgenden Erstürmungsversuchen kam es zu unzähligen erbitterten Kämpfen mit den Türken, die letztendlich zur fast vollständigen Zerstörung der Burg führten. Der entscheidende Angriff, der auch mit der erfolgreichen Eroberung der Burg endete, sollte schließlich am 2. September 1686 um 17 Uhr stattfinden. Da die Furcht vor einer Erneuten Besetzung der Burg durch die Türken so groß war, wurden sofort wieder die Mauern und die Bastionen der Burg provisorisch instand gesetzt. Allerdings war der Palast so stark zerstört, dass es nicht möglich war, ihn wieder aufzubauen. 1711 bis 1740 wurden schließlich viele Teile der Burg abgerissen und Karl III. machte sich 1714 daran, einen kleinen Palast im Barockstil zu erbauen. Unter Maria Theresia wurde anschließend begonnen, ein großes wohnliches Schloss zu errichten. 1770 konnte man nach 56jähriger Bauzeit die Fertigstellung des Palais verkünden. 78 Jahre später, zur Zeit des ungarischen Freiheitskampfes von 1848 bis 1849, wurde das Palais abermals belagert, und Teile von ihm fielen den Feuer zum Opfer. Die entstandenen Schäden wurden allerdings recht zügig wieder behoben. Zu seiner heutigen Größe wurde das Palais 1890 bis 1903 unter Leitung der Architekten Miklós Ybl und Alajos Hauszmann ausgebaut. Im Zuge der Ausbauarbeiten erhielt der Palast auch seine heutige neobarocke Form. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Burg während der Schlacht um Budapest 1944/1945 zu einem Hauptbrennpunkt der Kämpfe. Hauptgrund dafür war, dass in den alten Höhlensystemen unter der Burg tief im Burgberg das deutsche Hauptquartier eingerichtet war. Bei den heftigen Kämpfen wurde die Burg fast vollständig zerstört, und zahlreiche wertvolle Einrichtungsgegenstände sowie Gemälde fielen den Flammen zum Opfer. Nachdem die Burg nun schon zum zweiten Mal in ihrer Geschichte zerstört worden war, begann man abermals mit dem Wiederaufbau, und bereits 1968 konnten die ausgegrabenen und wiederhergestellten Teile der alten Burg und des Palastes der Öffentlichkeit zur Besichtigung freigegeben werden. Doch es sollten noch weitere zehn Jahre vergehen, bis man die Restaurierungsarbeiten abschließen konnte. Seitdem finden auch in regelmäßigen Abständen Grabungen und in Teilbereichen Rekonstruktionen statt. Palastkomplex Ludwig-Museum für Zeitgenössische Kunst Das Ludwig-Museum für Zeitgenössische Kunst (ungarisch: Ludwig Múzeum Budapest - Kortárs Müvészeti Múzeum) stellt internationale und ungarische Kunst der Gegenwart aus. Es befindet sich im nördlichsten Flügel des Palastes. Es entstand 1991 aus der Zusammenarbeit zwischen der Ungarische Nationalgalerie und den Aachener Kunstsammlern Irne und Peter Ludwig. Nationalgalerie Die Nationalgalerie (ungarisch: Magyar Nemzeti Galéria) nimmt drei Flügel des Palastes ein und erstreckt sich dort über insgesamt vier Etagen. Sie ging 1957 aus den ausgelagerten Abteilungen des Museums der Bildenden Künste sowie verschiedenen städtischen und privaten Sammlungen hervor. Ausgestellt werden Kunstwerke vom frühen Mittelalter bis in die Moderne sowie Sammlungen von Medaillen. Historisches Museum Das Budapester Historische Museum (ungarisch: Budapesti Történeti Múzeum) findet sich im südöstlichen Flügel des Burgpalastes. Hier widmet man sich der Geschichte Budapests von der Ur- bis in die Neuzeit. Unter anderem wird hier anschaulich die Entwicklung Budapests dargestellt, dabei wird auch die Geschichte der drei bis 1873 eigenständigen Stadtteilen Óbuda, Buda und Pest näher beleuchtet. Ein weiteres Highlight sind die Überreste des mittelalterlichen Königspalastes, welche hier zu sehen sind. Széchenyi-Nationalbibliothek Die Széchenyi-Nationalbibliothek (ungarisch: Nemzeti Széchenyi Könyvtár) findet sich seit 1985 im nordöstlichen Flügel des Burgpalastes. Ins Leben gerufen wurde sie 1802 von Graf Széchenyi und ist seither die größte und bedeutendste Bibliothek Ungarns. Sie umfasst ca. 6 Mio. Schriftstücke, in Form von Büchern, Manuskripten, Handschriften (625.000) und Landkarten (183.000).Ein Highlight der Sammlung sind die Budapester Blätter, welche zu den wohl ältesten mittelalterlichen Liederhandschriften zählen dürften. Außerdem bewahrt die Széchenyi-Bibliothek Teile aus der Bibliothek von Matthias Corvinus. Schon zu Lebzeiten Corvinus war diese einst 2000 Bände umfassende Handschriftensammlung weit über die Grenzen Ungarns hinaus bekannt. Vogel Turul Am nordöstlichen Ende des Palastkomplexes findet man eine Plastik des Vogel Turuls. Das Fabelwesen hat sowohl Ähnlichkeit mit einem Adler wie auch mit einem Falken. Der Name stammt aus dem Türkischen. In der Geschichte der Ungarn spielt diese Gestalt eine große Rolle. Unter anderem soll er die Magyaren nach Pannonien geführt haben.Die am Palast aufgestellte Vogelfigur sitzt auf einem Stein mit weit geöffneten Flügeln und trägt in seinen Krallen ein Schwert.

Da auf dem Burgberg nicht nur der Burgpalast zu finden ist, wollen wir Ihnen hier anschließend einen kleinen Überblick geben, welche Orte und Plätze es auf dem Burgberg in Budapest noch zu entdecken gibt. Burgviertel Die mittelalterliche Burgstadt wird von einer mit Rondellen bastionisierten Mauer umrandet, die den Bewohnern bereits zur Zeit der Türkenkriege Schutz bot. Fast alle Teile der Stadt mit ihren Kirchen und Gässchen steht heute unter Denkmalschutz. Zwei der wohl bekanntesten Bauwerke inmitten der Stadt sind Fischerbastei und Matthiaskirche. Sehenswürdigkeiten der mittelalterlichen Burgstadt sind unter anderem die Matthiaskirche, einst die Krönungskirche ungarischer und Habsburger Könige, sowie die 1895 bis 1902 erbaute Fischerbastei. Höhlensystem Unter der Burg befinden sich zwei Höhlensysteme. Besichtigt werden können einmal ein kleines Labyrinth, das auf die Türkische Besatzungszeit zurückgeht, und zum anderen ein Höhlensystem, das im Zweiten Weltkrieg als Hauptquartier für die deutsche Armee gedient hat.



Fragen

  1. Was ist auf dem Burgberg zu finden?
  2. Welcher ungarische König ließ wann auf dem Burgberg eine Burg errichten?
  3. Welche Stilepochen hinterließen ihre Spuren an den Gebäudekomplex?
  4. In welchen Jahrhunderten wurden die Palastgebäude und die Befestigung ausgebaut?
  5. Welche Gebäude gehörten zu der Bürgerstadt?
  6. Welche Völker haben die Budaer Burg eingenommen (erobert)?
  7. Wann erreichte das Palais die heutige Größe und welchen Architekten ist das zu verdanken?
  8. Wofür dient das Höhlensystem unter der Berg?
  9. Wie viele Schriftstücke umfasst die Széchenyi-Nationalbibliothek?
  10. Welche Gestalt spielt in der ungarischen Geschichte eine große Rolle?